Sanmitsu
Mandala
Mandala bedeutet auf Japanisch nenriki und ist konzentrierte Absicht. Das Mandala symbolisiert den Willen des Ninja.
Im ninpō mikkyō gibt es zwei verschiedene Betrachtungsweisen der Struktur des Universums. Beide sind völlig gegensätzlich, doch erst wenn beide geübt werden, kann man zur Einsicht gelangen.
Die eine Möglichkeit besteht darin den Lauf des Universums von Innen zu betrachten, d. h. man konzentriert sich auf die physischen Erscheinungen und versucht von diesem Standpunkt aus ein Verständnis zu erlangen.
Taizokai-Mandala
Um die materielle Welt, die Welt des Nährbodens zu begreifen, kann der Ninja das Taizokai-Mandala betrachten und über den Sinn des Kunstwerkes nachdenken.
Er wird zu der Erkenntnis kommen, das alles innerhalb dieses einen Universums existiert. All die Galaxien, Sternenhaufen, Sternensysteme, Sterne, Planeten, Tiere, Menschen, Wörter, Farben, Formen und Gedanken. Alles, was wir während unseres Lebens vollbringen beeinflusst diesen Kreislauf und wird wahrgenommen, weil sie in Gott stattfinden. Umgekehrt ist Gott aber auch in jedem dieser Dinge vorhanden. Wir bekommen auf diese Weise einen besseren Blick für größere Perspektiven und finden vielleicht heraus, das alle Gegensätze und Paradoxa in diesem Universum ihren Platz finden.
Die andere Möglichkeit besteht darin, den Geist über das Universum zu erheben, sich vom Ich zu trennen und das ganze Universum zu überblicken. So erkennt man die kosmischen Gesetze. Man versteht und begreift die feinen Fäden, die sich zwischen allen Dingen im Universum knüpfen, die Abhängigkeiten untereinander.
Kongokai-Mandala
Um die geistige Welt, die Welt des Diamanten zu begreifen, kann der Ninja das Kongokai-Mandala betrachten.
Der Diamant steht in diesem Fall für Härte, Klarheit und reines Wissen, die endgültige Wahrheit.
Der Ninja wird zu der Erkenntnis kommen, das diese Wirklichkeit nur die subjektive Ansicht dessen ist, was wirklich ist. Alles um uns herum hat nur die Form, die unsere kosmischen Gesetze ihnen verleiht und unser Bewusstsein formt. Wenn man die materielle Welt hinter sich lässt und die kosmischen Gesetze erfährt, so erlangt man kanjinkaname, den Geist und die Augen Gottes. So kann man auf die Erde von einer höheren, erleuchteten Ebene herabschauen.
Es ist dabei aber außerordentlich wichtig, das man beide Betrachtungsweisen übt, weil sonst ein Ungleichgewicht entsteht. So kann die Kunst des Ninjutsu zu einem rein mechanischen und technischen Kampfsystem ohne Geist verkommen, oder aber man verliert den Bezug zur Realität, wird weltfremd und fühlt sich erhoben und über allem.
Mantra
Mantra bedeutet auf Japanisch jumon und ist das geladene Wort. Das Mantra symbolisiert den Intellekt. Worte und Taten alleine sind nichts. Erst wenn der keimende Gedanke dahinter als Beweggrund zu erkennen ist sind sie wirksam. Das geladene Wort ist die Fortführung des Gedanken als Wort. Die Worte, die von den Ninja gebraucht werden sind meist noch in ihrer ursprünglichen Sprache oder wenn sie übersetzt worden sind ohne eine bestimmte Bedeutung. Im Tantra wird geglaubt, dass bestimmte Laute den Prozess des Universums beeinflussen können. Die genaue Funktionalität ist noch nicht wissenschaftlich geklärt worden, aber viele der Mantras sind in ihren Vibrationsraten sehr rein und harmonieren mit den Frequenzen der körperlichen Realitäten.
Ein einfaches Beispiel ist der Urlaut Ohm, bei dessen Ausführung man zuerst den Mund weit öffnet und einen ah-Laut ausstößt. Ohne Änderung wird der Mund geschlossen, so dass sich ein oh-Laut ergibt und dann ein m-Laut. Schließlich wird noch die Zunge gegen die Schneidezähne gepresst so entsteht ein n-Laut. Die Lautfolge ist also Ah-oh-mm-nn. Dieser Laut ähnelt stark dem christlichen Gebetslaut Ahmen. Diese Übungen sind aber sehr speziell, als das man sie alleine erlernen kann. Viele Aspekte wie Tonhöhe, Atemrhythmus und Stimmqualität tragen zum Ergebnis bei. Man sollte einen qualifizierten Meister aufsuchen, wenn man sich für Mantras interessiert.
Mudra
Mudra bedeutet auf Japanisch ketsuin und ist die Handstellung. Das Mudra symbolisiert die körperliche Handlung.
Die kuji in Handzeichen sind das dritte Geheimnis des sanmitsu. Ihr Ursprung ist in den unzähligen Handstellungen aus Indien zu finden.
Wie auch bei der Akupunktur werden wahrscheinlich bestimmte Meridiane bei diesen Handstellungen angeregt. Besonders in den Händen sollen viele End- oder Wendepunkte zu finden sein. Ins Ninjutsu wurden nur neun dieser Handstellungen übertragen. Diese sind: rin (臨), pyō (兵), tō (闘), sha (者), kai (皆), jin (陣), retsu (列), zai (在), zen (前). Dies sind die Mantras für die jeweiligen Handstellungen. Jede dieser Handstellungen symbolisiert ein erstrebenswertes Ziel, das vom Gedanken, über das Wort zur Tat wird. Der ganze Organismus wird in diesen Zustand der Harmonie versetzt und der Ninja fühlt als sei das Resultat schon erreicht, es wartet nur noch, bis es sich auf der physischen Ebene zeigt.
Diese Handstellungen haben keine Wirkung, wenn man sie nur einfach so faltet. Es braucht viele Jahre intensives Training bei einem erfahrenden Meister, um die Wirkung zu fühlen. Nicht wie es uns die Hollywoodfilme weis machen wollen: Wenn man verletzt ist, setzt man sich bloß in eine Ecke verknotet seine Hände und fertig ist die Heilung.
Kuji kiri
Das kuji kiri gehört zwar nicht zum sanmitsu, wird hier aber zur Information erwähnt. Es ist sehr eng mit dem kuji in verknüpft, jedoch verwechseln die meisten Personen diese beiden. Beide wurden wahrscheinlich mit dem Buddhismus nach Japan eingeführt.
Das kuji kiri oder kuji goshin hō stammt der Sage nach vom gottähnlichen Kriegerwächter Marishiten. Diese esoterische Kraftformel wird benutzt um Böses, Illusionen, Unwissen oder Schwäche zu überwinden und den Ninja zu stärken.
Dabei ahmt der Ninja das flammende Schwert des fudōmyō nach, des furchterregenden mythischen Beschützers des Willens, der Gesetze und der Integrität des Universums.
Die rechte, positive und linke, negative Hand werden vor der Brust zusammengebracht und stellen das Schwert dar. Eine Beschwörungsformel wird mehrmals wiederholt und dann tritt der Ninja einen Schritt vor und zeichnet mit seinem symbolischen Schwert abwechselnd waagerechte und senkrechte Schnitte in die Luft. Die geistige Klinge wird abwechselnd von links nach rechts und von oben nach unten bewegt, bis die neun Schnitte ein Gitter bilden. Dabei spricht der Ninja die neun Silben des kuji goshin hō. Nach belieben kann noch eine weitere zehnte Silbe beigefügt werden, bevor das Gitter mit einem Handschlag zertrennt wird und das symbolische Schwert wieder zurück ins saya gesteckt wird.
Fischer fügten gerne als zehntes Zeichen die Silbe für Wasser in das Gitter ein, das sie zum Schutz und für eine sichere Reise auf ein Papier malten. Ninja konnten z. B. das Zeichen für Dämon einfügten, um Feinde in Angst und Schrecken zu versetzten. Wie auch beim kuji in wurden diese Techniken nur zur Information beigefügt. Ohne richtigen Lehrer, lange Übung, den richtigen Atemrhythmus und geistige Konzentration hat das Ausüben des kuji kiri keinerlei Wirkung.