Einleitung

Was ist Ninjutsu?

Der berühmte Ninja-Meister Momochi Sandayu, der im Mittelalter als einer drei großen Führer den Iga-ryū leitete drückte es in einem klaren, unmissverständlichen Satz so aus:

Ninjutsu ist nicht für die Befriedigung persönlicher Wünsche gedacht. Der Ninja beschäftigt sich mit seiner Kunst, weil er gezwungen ist sein Land, seine Führungspersonen oder seine Familie zu beschützen. Wenn du Ninjutsu nur für die Erfüllung persönlicher Wünsche betreibst, werden dir deine Techniken nicht nützen.

Momochi Sandayu

Erklärung der Schriftzeichen

Das Wort, das die geheimnisvollen Schattenkrieger beschreibt, kann nicht direkt in nicht-japanische Sprachen übersetzt werden.

Ninja

Der Wortteil nin, der auch in Ninja und Ninjutsu zu finden ist, wird shinobu ausgesprochen. Er bedeutet Ausdauer, Beharrlichkeit und Unterlassung in einem. Nin hat eine Bedeutung im Wörterbuch und kann Heimlichkeit, Verschlossenheit oder Verborgenheit bedeuten. Jutsu in Ninjutsu bedeutet soviel wie Kunst, ja (sha) in Ninja bedeutet Person.

Shinobu

Das Schriftzeichen nin besteht aus zwei anderen Zeichen, und zwar aus yaiba, was soviel wie Klinge bedeutet und kokoro, dem japanischen Wort für Herz.

Yaiba

Kokoro

Die Konstruktion des Schriftzeichens weist darauf hin, dass das Herz, oder der Wille auf Pfade gelenkt wird, die Beherrschung über die Klinge als Werkzeug bringen. Im weiteren Sinne meint es in Kontrolle über den eigenen Körper, der Seele und die Empfindung darüber, was richtig und was falsch ist.

Ein historisches Missverständnis

Wohl keine Kunst in der Geschichte der Erde ist so oft missverstanden worden, wie das Ninjutsu. Wenig Wahres ist zu finden, und Historiker müssen lange suchen, um Quellen über das ninjustu zu finden, die nicht übertriebene Propaganda, Verunglimpfungen oder Lügengeschichten sind.

Dies alles ist auch kaum verwunderlich, denn die offiziellen Historiker dieser Zeit waren immer Teil der Militärdiktatur. Deshalb wurde der Widerstand der Familien der Provinzen Iga (Region im Zentrum Japans) oder Koga (Region im Zentrum Japans) immer abschätzig in der Geschichte erwähnt. Sie wurden als Kriminelle, Aufständische oder Attentäter in die Geschichtsschreibung aufgenommen.

Geschichtsschreibung ist immer subjektiv

Ein ähnliches Beispiel für subjektive Geschichtsschreibung findet man z. B. auch in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

In den Geschichtsbüchern steht wenig von den brutalen Morden an den Ureinwohnern des Kontinents, von den Gründungsvätern, die meistens Sklavenbesitzer waren. Ihr Ruf ist unangetastet der von Helden, Streitern für die Freiheit und Fortschritt. Die eigentlichen Opfer, nämlich die Amerikanischen Ureinwohner (und die aus Afrika verschleppten Menschen), wurden von den Historikern zu Tätern umgeschrieben.

Diese Tatsachen sollte nicht unbeachtet bleiben, wenn man sich Geschichtsbüchern widmet, denn eine Geschichte klingt immer unterschiedlich, je nachdem wer sie geschrieben hat.

Man kann den Fall der Ninja ähnlich wie das Beispiel der christlichen Kirche betrachten: Diese existiert auch nicht auf der Basis der priesterlichen Brutalität der höllischen Tage der Inquisition des Mittelalters, sondern auf dem jüdischen Grundgedanken eines Zimmermanns aus Israel.

Daher ist leider wenig über die Ninja der Nachwelt erhalten geblieben, und für viele werden die Ninja wohl immer jene Vermummten sein, die in mondlosen Nächten in schwarzen Anzügen und mit Gesichtsmasken, brutalen Kampftechniken, mörderischen Waffen und versteckten Werkzeugen ihren Feinden die Kehle durchschneiden.

Ninjutsu und moderne Medien

Unglücklicherweise haben die modernen Medien und die Traditionalisten des asiatischen Kampfes den Ruf des Ninjutsu weiter verschlechtert.

Zahlreiche Videos, Comics und Bücher von selbsternannten Ninja überfluteten den Markt, in den 70er Jahren gab es einen regelrechten Boom für das Ninjutsu. Viele kletterten durch die Wälder von Baum zu Baum und glaubten wahre Ninja zu sein.

Gottseidank ist das erhoffte eingetreten:

Ich hoffe, dass nach dieser Flut, jene wenigen, die den wahren Kern des Ninjutsu suchen, zurückbleiben und helfen den Ruf dieser alten Kunst wiederherzustellen.

Hatsumi Masaaki

Die Medien haben nach und nach aufgehört Ninja als interessantes Thema zu vermarkten und das Interesse verloren – selbst die American Fighter-Reihe endete nach fünf Folgen endlich.

Heute haben sich jene, die den wahren Kern des Ninjutsu bewahren wollen, in Hatsumi Masaakis Bujinkan budō dōjō vereint und sich über die ganze Erde verteilt.

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